Samstag, 30. Dezember 2006

Haben wir ein Problem?

„Wir haben ein Problem“ sagte Lea an einem Tag. „Haben wir das?“ war da eigentlich meine erste Reaktion. Es war nicht wirklich verständlich für mich, warum wir ein Problem haben sollen. Mein Gott, was sind schon sechs Monate. Ich bin gerade mal 30 und Lea heiße 26. Wieso sollten wir also ein Problem haben? Schließlich sind wir ja keine Maschinen und haben noch viele, viele Jahre vor uns, bevor die biologische Uhr ablaufen würde.

Für Lea war es aber ein Problem – eines, das mit meinem „Nicht-Problem-Haben“ sogar noch deutlich größer wurde. Allerdings wurde für mich immer offensichtlicher, was für eine Kategorie an Problem es werden sollte:

-> Weißt Du, dass jedes vierte Paar Probleme hat Kinder zu bekommen?

-> Weißt Du, dass man bei Paaren, die soundsoviele Monate ungeschützten Geschlechtsverkehr haben und nicht schwanger werden von Unfruchtbarkeit spricht

-> Glaubst Du, wir werden jemals ein Kind bekommen

-> Weißt Du, dass bei Frauen ab 30 die Fruchtbarkeit überproportional stark abnimmt.

Wow, so viele Informationen! Ich war überwältigt von all den „Tatsachen“, die ich Abend für Abend über das Kinderkriegen erfuhr. Wo bitte findet sie nur all diese Infos? Aber noch spannender zu wissen, wieso recherchiert sie so fieberhaft alles zum Thema „Nicht Kinder bekommen“?

Ich denke, in dieser Zeit habe ich vor allem einen grundlegenden Fehler gemacht: Heute werfe ich mir vor, nicht wirklich die Tragweite von Leas Problem verstanden zu haben. Zugegeben: Vielleicht habe ich es auch nicht wirklich versucht zu verstehen. Vielleicht dachte ich, dass dieses plötzliche Interesse nur ein vorübergehender Tick ist. Vielleicht habe ich mir auch eingeredet, dass das vielleicht die Art ist, wie Frauen mit dem Kinderkriegen umgehen. Von mir mehr oder weniger abgetan war es für Lea aber DAS Thema schlechthin: Das Thema, das ihren ganzen Tagesablauf dominierten. Heute ist mir klar, dass sie damals jeden Tag mehrere Stunden im Internet Webseiten, Foren, Blogs, usw. durchsucht haben musste.

Aber ich frage mich: Wie kann ich ein Problem angehen, wenn ich davon überzeugt bin, dass es überhaupt kein Problem gibt?

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